Könnt Ihr Euch vorstellen sich gleichzeitig in zwei Ländern zu befinden? Dazu brauchen Sie weder Zauberstab noch Wundertrunk. Es reicht eine der beiden Marchbrücken zu queren, und während Sie mit dem Vorderrad schon in Österreich sein werdet, ist das Hinterrad noch immer in der Slowakei. Die umliegende Landschaft ist wunderschön und lange Weile ist zu keiner Jahreszeit angesagt. Der Herbst ist besonders für derartige Ausflüge geschaffen. Zwischen der Freiheits-Brücke zwischen Theben Neudorf (Devínska Nová Ves) und Schlosshof und jener zwischen Angern und Záhorská Ves finden Sie tolle Radwanderwege: Ihnen ist die Entscheidung überlassen, wo Sie starten und in welche Richtung Sie losfahren.
DIE SLOWAKISCHE SEITE
Wenn Sie in Pressburg starten, können Sie den ersten Zwischenstopp schon in Theben (Devín) einlegen. In seiner Umgebung befinden sich einige Orte, die sich kein Abenteurer entgehen lassen sollte. Wir setzen jedoch unsere Tour in Richtung Theben Neudorf (Devínska Nová Ves) fort. Hier wird Ihnen allerdings die Entscheidung abverlangt, ob Sie schon da über die Freiheits-Brücke die March nach Österreich überqueren, oder mit uns auf der slowakischen Seite auf dem Radwanderweg EuroVelo 13 – Entlang des Eisernen Vorhangs bleiben. Entlang dieses Weges befindet sich auch einer der längsten Lehrpfade der Slowakei – entlang der March-Auen.
Unweit von Pressburg fahren Sie vorbei an einer der ältesten Marchbrücken – dem Marchegger Eisenbahn-Viadukt. Vor 175 Jahren erbaut, gehörte der Viadukt anno dazumal zu den größten Brücken der Monarchie. Er ist eine echte Augenweide und haucht Sie mit wahren Geschichten an: z.B. fuhr über diese Brücke der berühmte Orient-Express auf seinem Weg von Paris über Wien, Pressburg und Budapest bis hinunter nach Konstantinopel, das heutige Istanbul.
Ein Stück weiter nördlich – in Thebensee (Devínske Jazero), erwartet sie das Imbiss-Restaurant „U starého bicykla“ („Beim Alten Fahrrad) mit seiner Einladung zu einer Verschnaufpause. Das Gebiet der Gemeinde Thebensee ist übrigens eines der wertvollsten Natur-Juwelen entlang der Route. Zum See wird das Gebiet jedoch nur während der Überschwemmungen, wenn die March aus ihren Ufern tritt. Naturliebhaber können hier seltene Vogelarten beobachten und eine Pflanzenvielfalt, die zu wünschen nicht übrig lässt: bis zu 30 unterschiedliche Arten pro Quadratmeter. Die Unberührtheit verdankt hier die Natur dem Eisernen Vorhang, als für Jahrzehnte jeglicher Zutritt und Bewirtschaften der Böden verboten war. Und auf geht´s: in der Nähe sehen wir schon die neue Marchbrücke „VysoMarch“ benannt – dessen Name von den Anfangssilben der beiden Gemeinden herrührt, die sie verbindet (Vysoká pri Morave, zu Deutsch: Hochstättchen und das niederösterreichische Marchegg). Nun queren wir die March und gelangen in die Stadtgemeinde Marchegg, wo Sie weitere Abenteuer erwarten.
DIE ÖSTERREICHISCHE SEITE
Wenn Störche wirklich Babys bringen würden, würden man in Marchegg es nicht schaffen, immer neue und neue Kindergärten nachzubauen… Die Stadt ist nämlich als Heimat der größten, in den Baumkronen nistenden, Storchkolonie in Mitteleuropa bekannt.
Jeden Frühling kehren an die 50 Storchpaare in den Park des Schloss Marchegg zurück. Die Störche gelten wohl nicht als Sinnbild einer treuen Ehe: das Weibchen sucht sich jedes Jahr einen neuen Partner aus, je nach der Qualität seines Nestes. Dieses kann bis zu zwei Meter hoch werden und zwei Tonnen wiegen. Die Nester können auch im Herbst bewundert werden, wenn deren Erbauer schon unterwegs in den Süden sind.
Wenn Sie schon in Marchegg sein werden, klettern Sie unbedingt auf den hölzernen Aussichtsturm im WWF-Reservat, der nur einige Dutzend Meter von dem Schloss entfernt in die Höhe ragt. Im Schloss selbst, das an der Stelle einer schon 1346 erwähnten Burg, von den Palffys 1715 im Barocken Stil umgebaut wurde, können Sie neue Ausstellungen besichtigen und mit einer „Kulturpause“ vom Radeln entspannen. Bis zur Hälfte November ist ansonsten auch die Niederösterreichische Landesausstellung 2022 zu sehen – mehr Info finden Sie hier.
Falls Sie den Rückweg auf niederösterreichischer Seite fortsetzen, können Sie noch vor dem Erreichen der Fahrradbrücke der Freiheit das imposante Schloss Hof nicht verpassen. Zusammen mit dem großflächig anliegenden Gelände bietet es zahlreiche Erlebnisse für Groß und Klein.
Sollten Sie sich entscheiden, nicht die ganze Tour per Fahrrad oder per pedes zu absolvieren, können Sie einzelne Abschnitte mit unserem Fahrrad-Bus („Cyklobus“ genannt) hinterlegen, der von Montag bis Donnerstag bis Ende November auf der Route „Von einer Brücke zur anderen“ verkehrt. Der Fahrplan ist hier einzusehen.
Egal, wohin auch immer Sie sich zu fahren entschließen: was bleibt, sind zahlreiche Erlebnisse, ein Paar Kilometer in den Waden und ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht…
Dieses Projekt wurde von der EU und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Kooperationsprogramms INTERREG V-A SK-AT/BORDEX kofinanziert.